
externe Pressemitteilungen (15)
Abschließender Pressetext "Mitn Redn kemman d'Leit z'somm"
Abschließender Pressetext zu den Projekten (Langversion):
- INTERREG-Projekt: Mitn Redn kemman d’Leit z’somm (InterRed). Mit Kindern die sprachliche Vielfalt in der Euregio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein erforschen, reflektieren und ausbauen (www.spravive.com)
- Land-Salzburg-Projekt: Sprachliche Vielfalt verstehen, wertschätzen und ausbauen (SpraViVe) (www.spravive.com)
Pressebericht zum Euregio-Projekt "Mitn Redn kemman d' Leit z'somm"
Zeitungsausschnitte zur Preisverleihung an Markus Eisenbichler
Besondere Auszeichnung für Markus Eisenbichler: „Ich find das richtig cool“
Neukirchen - Bereits zwei Monate vor dem Start in die neue Weltcup-Saison darf sich Markus Eisenbichler über die erste Auszeichnung freuen. Dem Skispringer wurde der Preis für "Verdienste an der Bairischen Sprache" verliehen.
Die Dialekt-Botschafter
Ein Artikel über einen Auftritt der "Prima Tonnen" an der Realschule Oberding im kreis Erding. Erschienen im Münchner Merkur.
„I lern Schwäbisch!“ und „Wie soochd mers auf Fränkisch“
Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Martin Neumeyer stellt die beiden neu erschienen Sprachtafeln "I lern schwäbisch" und "Wie soochd mers auf Fränkisch" vor.
München.
Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung hat nach dem riesigen Erfolg der ersten beiden Sprachtafeln "Lerne Deutsch!" und "Lerne Deutsch 2.0", von denen bisher über 80.000 Stück verteilt wurden, in Zusammenarbeit mit dem "Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V." neben der bairischen Sprachtafel nun auch eine fränkische und eine schwäbische Sprachtafel herausgegeben.
"Mit den Dialekt-Sprachtafeln leiste ich meinen Beitrag, den Auftrag des Bayerischen Integrationsgesetzes zur Unterstützung und Pflege der Verwendung lokaler Dialekte umzusetzen", so Martin Neumeyer über das Projekt. "Von der Bairischen Ausgabe haben wir im ersten Monat bereits knapp 9.000 Stück u.a. an Schulen, Vereine, Helferkreise, Volkshochschulen, Feuerwehren etc. verschickt. Die Sprache und auch die Mundarten mit Ihren verschiedenen Ausprägungen sind der beste 'Brückenbildner' zwischen Menschen. Mit den Dialekt-Sprachtafeln erweitert sich die Zielgruppe über Menschen mit Migrationshintergrund hinaus auf alle Menschen, die Freude an bayerischen Mundarten haben."
Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die als Unterfränkin am Dienstag selbst eine der ersten Sprachtafeln auf Fränkisch in Empfang nehmen konnte, erklärt: "Die Dialekt-Sprachtafeln helfen mehrfach. Zum einen leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Mundart in unseren Regionen. Denn vor allem bei jungen Menschen gerät der Dialekt mehr und mehr in Vergessenheit. Zudem ermöglicht die Beschäftigung mit der Mundart einen guten Zugang zur Kultur bei uns in Bayern. Das nützt allen Menschen, die neu bei uns angekommen sind. Die Dialekte bei uns in Bayern sind Teil unserer Kultur. Als Unterfränkin freut es mich besonders, dass jetzt auch eine fränkische Sprachtafel erschienen ist. Fränkisch, Bairisch und Schwäbisch – das spiegelt die Vielfalt der Dialekte unserer Heimat bestens wider. Über die Sprache kommen die Menschen zusammen."
Zu bestellen sind die Sprachtafeln "I lern Boarisch", "Wie soochd mers auf Fränkisch" und "I lern Schwäbisch" im Format A2 über die Geschäftsstelle des Integationsbeauftragten.
E-Mail an:


Sprachtafel „I LERN BOARISCH“ vorgestellt
Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Martin Neumeyer und der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V. übergeben zu Füßen des König Ludwig I. – Denkmal in Kelheim die neue Sprachtafel „I LERN BOARISCH“ an den Musiker „Donikkl“.
München. Auch in Bayern wird Deutsch gesprochen. Manchmal verwenden die Bayern allerdings eigene bayerische Wörter, die oft ungewohnt klingen. Aus diesem Grund hat der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung nach dem Erfolg der ersten beiden Sprachtafeln „Lerne Deutsch“ in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V. die neue Sprachtafel für die Bairische Mundart herausgebracht. Dabei orientierte man sich zunächst schwerpunktmäßig an den Grenzen Altbayerns (Ober- und Niederbayern, Oberpfalz). Eine fränkische und eine schwäbisch-alemannische Sprachtafel werden folgen.
„Mit der neuen Sprachtafel leiste ich meinen Beitrag, den Auftrag des Bayerischen Integrationsgesetzes zur Unterstützung und Pflege der Verwendung lokaler Dialekte umzusetzen“, so Martin Neumeyer über sein neuestes Projekt. Als Pate fungiert der bekannte Produzent, Musiker, Komponist, Texter, Pädagoge und Papa von zwei Kindern Andreas Donauer alias „Donikkl“. Der durch seinen Hit „Fliegerlied – So a schöner Tag“ bekannte „Botschafter Niederbayerns“ zeigte sich hocherfreut über diese Förderung der Bayerischen Kultur: „Da geht sofort was zamm, wenn Kinder oder Erwachsene sich diese Sprachtafel gemeinsam anschaun und mit ihren eigenen Kenntnissen und Erfahrungen abgleichen,“ so Donikkl.
Dem pflichtet auch der Ideengeber Siegfried Bradl vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V. bei: „Die Sprache beziehungsweise die Mundarten mit Ihren verschiedenen Ausprägungen sind der beste „Brückenbildner“ zwischen Menschen. Als Kernelement von Heimat und Brauchtum und gleichzeitig als Teil eines frischen und populären bayerischen Lebensgefühls wird mittels der Sprachtafel(n) Mundart in ihrer besonderen Bedeutung für Zusammenhalt und Gemeinschaft in einer sich wandelnden Gesellschaft erlebbar.“
Mit der neuen Sprachtafel „I lern Boarisch“ erweitert sich die Zielgruppe über Menschen mit Migrationshintergrund hinaus auf alle Menschen, die Freude an der bairischen Mundart haben. Die Sprachtafel kann damit in verschiedensten Institutionen und Gruppierungen vom Kindergarten über Schulen bis hin zum Pflegeheim Verwendung finden.
Die „Bairische Sprachtafel“ im Format A2 kann über die Geschäftsstelle des Integationsbeauftragten per E-Mail bestellt werden und wird kostenfrei zugesandt.
Martin Neumeyer
Integrationsbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung
Landrat des Landkreises Kelheim
Integrationsbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung
Postfach 220011
80535 München
Prinzregentenstraße 24
80538 München
Facebook: www.facebook.com/integrationsbeauftragter
BLLV und FBSD: Mundarten im Unterricht stärken
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann und die beiden FBSD-Vorsitzenden Horst Münzinger und Siegfried Bradl werben für mehr Dialekt an Schulen – Neue Handreichung für Lehrkräfte „Dialekte in Bayern“ stärker nutzen und Abwertungen der Mundartsprecher entgegentreten!
München – Was haben die Schweiz, Norwegen und Liechtenstein gemeinsam? Sie stehen an der Spitze der europäischen Wohlstandstabelle und sie pflegen neben der Hochsprache einen lebendigen Dialekt in Kindergärten, Schule und Beruf. Mundart als Barriere auf dem Weg zum beruflichen Erfolg? Für die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, und die beiden Vorsitzenden des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD), Horst Münzinger und Siegfried Bradl, ist dies ein Vorurteil, das längst widerlegt ist. Die drei verweisen auf die genannten Länder und auf die moderne Hirnforschung, die das kognitive Potenzial von Dialektsprechern bestätigt. Kinder aus Familien, in denen Dialekt gesprochen werde, verfügten über einen zusätzlichen Sprachreichtum, von dem sie in Schule und Beruf profitierten. Zudem werde eine gute Basis für das Erlernen von Fremdsprachen geschaffen. „Auch die Entwicklung sozialer Kompetenz wird durch diese Zweisprachigkeit positiv beeinflusst“, erklärte Fleischmann, die diesen Zusammenhang in ihrer Zeit als Schulleiterin oft beobachten konnte. Leider gebe es aber immer wieder Kritiker, die dem Dialektgebrauch skeptisch gegenüber stehen würden. In einer gemeinsamen Presseerklärung machen sich BLLV und FBSD deshalb für mehr Dialekt im Unterricht, aber auch in den Elternhäusern stark.
„Wir erinnern zudem gern an die vor einem Jahr an Schulen verteilte Lehrerhandreichung ‚Dialekte in Bayern für den Unterricht‘“, erklärten Münzinger und Bradl. Die Handreichung sei vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung im Auftrag des Kultusministeriums herausgegeben worden. „Sie enthält praktische Unterrichtshilfen mit Textbeispielen und DVDs.“ Beide sind überzeugt, dass Schülerinnen und Schüler von dem Nebeneinander von Standarddeutsch und Regionalsprache „enorm profitieren können.“ So zeigten Schulleistungsvergleiche einen Vorsprung der Dialektsprecher gegenüber Nicht-Dialektsprechern.
Abwertung des Dialektes ist Diskriminierung
Es dürfe auch nicht sein, das Kinder, Schüler und Erwachsene, die Mundart reden, offen oder verdeckt geschmäht oder benachteiligt würden. „Junge Menschen spüren solche Abwertungen sehr schnell und zweifeln am Wert ihrer Mundartkompetenz“, so Münzinger. Zudem sei dies ein Verstoß gegen das Grundgesetz, wonach niemand wegen seiner Sprache, Heimat und Herkunft benachteiligt werden dürfe. Erhebliche Bedeutung komme deshalb beim Erwerb und Gebrauch der Muttersprache bzw. einer Mundart den Eltern und Großeltern zu, betonte Bradl. „Sie sollten ihre Kinder und Enkel mit dem nötigen Selbstvertrauen ausstatten und begleiten.“ Bei den Lehrerinnen und Lehrern sieht Fleischmann eine positive Entwicklung und eine grundsätzlich offene Haltung zum Dialektgebrauch. „Das wollen wir unterstützen und verweisen deshalb auch auf den neuen Lehrplan-Plus, der Dialektthemen wieder mehr Raum einräumt“, erklärte die BLLV-Präsidentin.
Die Lehrerhandreichung kann über das Broschüren-Bestellportal der Bayerischen Staatsregierung angefordert werden: www.bestellen.bayern.de. Die 1:1-Online-Ausgabe ist zu finden unter www.isb.bayern.de. Der FBSD bietet zudem das für Schulen bestens geeignete Mundart-Ratespiel „Woaßt as?“ mit über 100 Fragen zur bairischen Dialektvielfalt. Zu bestellen bei: Siegfried Bradl, Tel. 08254 - 8665, E-Mail:
drumherum - Das Volksmusikspektakel 2016
Volksmusik ist ein schönes Stück Kultur. In Bayern und drumherum hat man es schon immer
verstanden, Traditionen lebendig zu erhalten und überliefertes Musikgut zu pflegen. Seit 1998
treffen sich die Volksmusikbegeisterten alle zwei Jahre in Regen im Bayerischen Wald und erfüllen
das malerische Städtchen an allen Ecken und Enden mit Summen und Brummen, mit Singen und
Pfeifen. 2016 findet das Festival unter Federführung der Katholischen Erwachsenenbildung im Lkr.
Regen e.V. bereits zum 10. Mal statt.
Am Pfingstwochenende, also von Donnerstag, 12. Mai bis Montag, 16. Mai 2016, ist es wieder so
weit, dann heißt es wieder: Auf geht’s zum „drumherum – Das Volksmusikspektakel 2016“ nach
Regen! Wie bei der neunten Auflage im Jahr 2014 werden weit über 3.000 (!) aktive Musikanten
und Sänger in unterschiedlichsten Besetzungen aus allen Teilen Bayerns und verschiedenen
europäischen Ländern und Regionen erwartet, die traditionelle und moderne Volksmusik bieten
wollen.
„drumherum – Das Volksmusikspektakel“, das 2014 über 50.000 Besucher aus Nah und Fern
anlockte, setzt sich aus mehr als 100 Einzelveranstaltungen zusammen. Es gibt Konzerte,
Gottesdienste werden volksmusikalisch gestaltet und zahlreiche Sänger- und Musikantentreffen
finden auf verschiedenen Freilichtbühnen, im Kurpark und in Musikantenfreundlichen Wirtshäusern
statt. In den Hinterhöfen wird musiziert und gesungen und auf dem Bretterboden am Stadtplatz
wird getanzt, dass sich die Balken biegen. Darüber hinaus bilden auch die zahlreichen Workshops,
Dialektlesungen, eine Internationale Volksmusikmesse, Infostände von Vereinen und Institutionen,
eine Sonderausstellung, Tanzveranstaltungen, Offene Singen, ein großer Kunsthandwerkermarkt
und vieles andere mehr Anreiz nach Regen zu kommen und lebendige Volkskultur hautnah zu
erleben.
Jeder, der Volksmusik zu seinem Anliegen macht oder einfach nur dabei sein will, ist in Regen mit
all seinen Verwandten, Bekannten und Freunden herzlich willkommen. Hier wird traditionelle
Volksmusik, fern ab von Kommerz und Volkstümelei zu einem echten, erfrischenden Erlebnis!
Informationen für Sänger & Musikanten: drumherum-Büro, Fichtenweg 10, D-94209 Regen,
Tel.: +49 (0) 9921-904975, Fax: +49 (0) 9921-807805,
www.drumherum.com,
Informationen für Besucher: Kurverwaltung Regen, Schulgasse 2, D-94209 Regen,
Tel.: +49 (0) 9921-60426, Fax: +49 (0) 9921-60433, www.regen.de,
Bayer Bradl war zu Besuch beim Bundespräsidenten
Volksmusikberater zu Gast bei Gaucks Neujahrsempfang. Was er in Berlin erlebt hat und was es in Schluss Bellevue zu essen gab.
Interview von Carmen Jung, Aichach
Es war eine besondere Ehre: Siegfried Bradl aus Altomünster (Kreis Dachau) war am Freitag einer von fünf Bayern, die am Neujahrsempfang von Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin teilnehmen durften. Der 57-jährige ist als Volksmusikberater auch für das Wittelsbacher Land zuständig und als Musikant weitum bekannt. Die Einladung nach Schluss Bellevue zusammen mit 70 Bürgern aus allen Bundesländern war eine Anerkennung für Bradls über 40-jähriges Engagement in Sachen Brauchtum, Volksmusik sowie Bairische Sprache und seine ebenso lange soziale Tätigkeit beim Bayerischen Roten Kreuz. Seine Frau begleitete ihn auf der dreitägigen Reise nach Berlin - beim Empfang selbst aber war nur Siegfried Bradl.
Jung: Herr Bradl, waren Sie nervös in Schloss Bellevue?
Bradl: (kurze Pause) Nein war ich nicht. Man wird am Vortag eingeladen und mit Schloss sowie Ablauf vertraut gemacht. Als Musikant bin ich es ohnehin gewöhnt, mit vielen Leuten zu tun zu haben und öffentlich aufzutreten. Ich war vielleicht ein bisserl angespannt vor diesem tollen Erlebnis, so wie ich es auch beim Musikspielen bin. Das gehört dazu.
Jung: Die Auswahl ist auf Sie gefallen – wie ging das zu?
Bradl: Kurz vor Weihnachten kam die Einladung vom Bundespräsidialamt und ich habe mir gedacht: ’Wos woin jetzt de von mir?’ Später habe ich erfahren, dass mich die bayerische Staatskanzlei vorgeschlagen hat. Vielleicht hat mein Engagement im Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V. dazu beigetragen. Über diesen wirke ich an dem Projekt „MundART - WERTvoll“ des von Ministerpräsident Seehofer ins Leben gerufenen Wertebündnisses Bayern mit. Weiterhin blieben scheinbar meine Aktivitäten im Bereich der Volksmusik, des Brauchtums, der Bairischen Sprache und beim Roten Kreuz nicht unbemerkt. In Berlin wurden aus bundesweit 350 Vorschlägen 70 ausgewählt.
Jung: Was haben Sie getragen?
Bradl: Tracht war ausdrücklich erwünscht. Nach längerem Überlegen habe ich mich für die Dachauer Tracht entschieden und zwar für die ausgesprochen festliche Variante mit Faltenstiefeln, langer Lederhose, Laiberl und dem so genannten Gvodersrock, den früher die Großbauern und Großkopferten bei Festtagen getragen haben. In Berlin habe ich festgestellt, dass man sich mit einer solchen Bekleidung zunächst durchaus abgrenzt und die Menschen distanziert reagieren. Später haben dann aber viele Gäste gesagt: ’Schön, dass es so etwas bei Euch noch gibt und dass es gepflegt wird’.
Jung: Hatten Sie Gelegenheit, mit Bundespräsident Gauck ins Gespräch zu kommen?
Bradl: Am Defilee haben fast 300 Menschen teilgenommen, neben den 70 ausgewählten Bürgern auch Repräsentanten des öffentlichen Lebens, darunter zum Beispiel Kanzlerin Merkel und das ganze Kabinett. Da geht es Schlag auf Schlag und man wünscht sich nur ein gutes neues Jahr. Ich habe ihm die CD der Hirangl-Musi „Bloß für Di“ übergeben. Es hat sich gezeigt, dass der Bundespräsident eine Affinität fürs Bayerische hat. Beim Essen saß ich am Tisch seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt. Mit Bundespräsident Gauck habe ich beim anschließenden Kaffee im Salon über meine Tracht gesprochen. Zeit für ein tiefschürfendes Gespräch ist da nicht, da jeder mit ihm reden will. Auch Kanzlerin Merkel war überrascht über meine Tracht. Als ich sie fotografiert habe, sagte sie ganz erstaunt: ’Was ist denn das?’ So kam es auch mit ihr zu einer kurzen Unterhaltung.
Was war das Spannendste?
Bradl: Das Essen war natürlich fantastisch. Mich hat es beeindruckt, dass ein spezieller Koch mit einer Jacke in den deutschen Landesfarben sowie Bundesadler aufgetreten ist und dass nur rein deutsch gekocht wird, das heißt es gibt zum Beispiel keine Nudeln oder Reis. Es gab als Vorspeise ’Aufgeschäumten Schwarzwurzelrahm’, als Hauptspeise ’Klops und Filet vom Kalb mit roten und orangen Beten sowie gebackenem Kartoffelstampf’ und als Nachspeise ’Milchschnitte mit Kakao und Dörrfrüchten’. Außerdem ist es einfach bärig, dass man das überhaupt einmal erleben darf – die Räume des Schlosses und die Menschen, die man nur in der medialen Darstellung kennt. Dabei stellt man fest, dass sie auch ganz normale Menschen sind. Spannend war die Begegnung mit den anderen Bürgern, der Austausch mit ihnen. Ich habe gesehen, in welcher Vielfalt sie zum Wohle der Gesellschaft und von Mensch zu Mensch tätig sind. Es hat sich gezeigt, dass sich positive Erfahrungen aber auch herausfordernde, wie zum Beispiel das Gefühl, auf verlorenem Posten zu stehen, ähneln.
Dieser Text wird mit freundlicher Genehmigung der Aichacher Nachrichten - www.augsburger-allgemeine.de/aichach - veröffentlicht.
Siegfried Bradl (Mitte) war am Freitag einer von etwa 70 Ehrenamtsvertretern beim Neujahrsempfang
des Bundespräsidenten Joachim Gauck und dessen Lebensgefährtin Daniela Schadt.
Bundespräsident Gauck nahm das CD-Geschenk „Bloß füa Di … - Musi & Gsang aus’m Altoland“, mit großer Freude an.
@Jesco Denzel
Bundespräsident Joachim Gauck (li) und Siegfried Bradl bei einem lockeren Gespräch nach dem Mittagessen.
@Siegfried Bradl
Daniela Schadt, die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten Gauck,
hatte Siegfried Bradl zum Mittagessen an ihren Tisch eingeladen.
@Siegfried Bradl
"De Gluad weidagebn"
Pfaffenhofen (PK) „Sprechen Sie Bairisch“ Immer mehr Landkreisbürger müssen diese Frage mit Nein beantworten. Die Unesco zählt die heimische Mundart sogar zu den bedrohten Sprachen, an die am heutigen 21. Februar der „Tag der Muttersprache“ erinnern soll. „Mia san mia“: Kaum ein Spruch beschreibt die Bayern-Seele besser als dieser – „aba wia lang no“, könnte die Antwort von Pessimisten lauten. Ist das „Bairische“ vom Aussterben bedroht? Die PK-Redaktion sprach mit Siegfried Bradl, Zweiter Vorstand des Fördervereins für Bairische Sprache und Dialekte – auf Bairisch.
Lesen Sie den kompletten Artikel unter: http://www.donaukurier.de/2720213
(Textauszug und Link mit freundlicher Genehmigung des Pfaffenhofener Kuriers)
Und hier im Anschluß eine Mitschrift des Originalinterviews von Sigi Bradl:
PFAFFENHOFENER KURIER
Rudi Gegger - stv. Leiter Lokalredaktion Pfaffenhofen
Interview‐Fragen
Griaß eahna Good, Herr Bradl. An eigana Dog für d‘ Muttasprach hod d’ Unesco scho vor üba zehn
Johr ausgruafa, um auf vom Aussterbn bedrohte Dialekte aufmerksam zum Macha. Steht unsa
Boarisch wirkle scho auf oana rodn Listn, wie d’ Moorantn oder d’ Auerheena? Gibt’s ebba in fuffzg
Johr gor koa Boarisch mehr?
Ja, vo da UNESCO is am 21. Februar 2000 der „Internationale Tag der Muttersprache“ ausgruafa
wordn. Vo de ca. 6.000 Sprachn, de heid no wejdweid gsprocha werdn, san noch Einschätzung der
UNESCO 50 % vom Verschwindn bedroht. Der Dog soi de Sprachnvuifalt und den Gebrauch der
Muaddasprach fördern und dees Bewußtsein für sprachliche und kulturelle Traditionen stärkn.
Aus Sorg um de boarische Sprache homm bereits im November 1989 Weiba‐ und Maanaleit den
Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD) ins Lebm gruafa.
De heitige Situationsanalyse schaugt zusammenfassend a so aus:
‐ Da Anteil der junga Bevölkerung de in Bayern boarisch und Mundart redt, schrumpft dramatisch.
‐ Standard‐ und nordisches Hochdeutsch dominiern ned nur in de Städte, sondern keema immer
weida naus aufs Land.
‐ De Weitergab der boarischen Sprach und Mundarten an de nachfoigenden Generationen is
deshoib gefährdet.
Darum hod de UNESCO 2009 aa „Bairisch“ den bedrohten Sprachn zugeordnet.
In fuffzg Johr werds sicher koa so a Boarisch mehr gebm, wias mia heid keene. Aba dees war scho
immer so: De Sprach hod se immer verändert und war immer Einflüssen vo außen ausgsetzt. Im
Boarischen homma z.B. vui Begriffe französischer, italienischer, lateinischer und gotischer
Herkunft. Grod durch de Globalisierung und de Mobilität der Leid dreen de Einflüsse in unsara Zeit
verstärkt auf und de Veränderungsintervalle werdn immer kürza. Mia werdn dees aber ned groß
ändern keena. Wichtig ist jedoch, daas mia unsare Junga den Wert der Sprach und daas ma auf de
stoiz sei keena, weida gebm. Damit deama ned de Asche bewahrn, sondern de Gluad weidagebm.
Dass dees, wos de meistn Leid in Minga drobm redn, nur no a bissal wos mit Boarisch zum Doa hod,
is ja nix Neis. Vui Mingara sogn aba, des is hoid a gepflegts Bairisch – und koa gscheerts. Wos moand
denn do dazua da zwoade Vorstand vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V.?
Ja, dees is woi richtig, daas ma in Minga immer weniger boarisch ‐ I daad liaba Münchnerisch
sogn. ‐ redt. Dees hängt vor allem damit zamm, daß imma weniga „echte „ Münchner gibt, d.h.
Leid, de dort no aufgwachsn san und dees Lebensgfuih bzw. ‐philosphie in ihrm Herzn drogn. De
meistn, de heid in Minga boarisch redn, san von de verschiedenen Regionen in Bayern (und darüba
naus) zuazogn. De Differenzierung zwischen gepflegts und gscheerts Boarisch mog i ned. Dees
Entscheidende is de Filigranität und de Vielfalt der Mundarten. Solang in am übaschaubaren Raum
für heitige Verhältnisse a gscheerda Dialekt gsprocha wird, hod dees damit zum Doa, daß vo außen
Kemmade dees anders erleben und verstenga. Solang a jeda selbstverständlich woas, wos damit
gmoant, werds a ned ois gscheert empfundn. A guads Beispiel is für mi dees Wort „soacha“ bzw.
„brunzn“ (zum Wasserlassn auf de Toilette gehen).
Im Fernsehn homms bei Interviews mit boarische Sportla oda andere Sendunga „Originalton Süd“
drunta gschriebm. Und in so manche Fuim kimmt da Bayer a diamoi ois oana rüba, der am liabstn
fünf Maß Bier am Dog sauft und ned grod da Gscheida is. Dialekt redn, hoaßt dumm sei – is des de
Botschaft, de vor oim bei de junga Leid rüberkummt? Und: Wia konn man do am bestn dagegn
steiern?
I find de mediale Darstellung (Radio und Fernsehn) vo Bayern ganz schlimm. A Umfrage des
Bayerischen Rundfunks vor 2 – 3 Johr hod ergebm, daas de Leid d‘ Landschaft, de Berg und deen
Dialekt ois ganz typisch Boarisch empfindn. Wenn ma dann de werbliche Darstellung Bayerns
oschaugt, so findt ma de Berg wieda, verbundn mitm blaua Himme und Leid, de schuahblattln,
Tracht drogn (Lederhosn, Wadlstrimpf, Haferlschuah und an Gamsbort am Huad) und Bier litaweis
dringa. Oisa: A komplett anders Buidl! Do i soiba in dem Bereich tätig war, woaß i, daß in dera
Branche heid no ganz wenig echte Bayern gibt. Wia soi i oiso wos rübabringa, dees i gor ned kenn?
Daas da Dialekt bei de junga Leid ois „dumm sei“ rüber kimmt, stimmt so ned. Mia erlebn grod bei
Leid ab 25 Johr, de ans Heiradn und ans Kindagriagn denga, daß de Wurzeln und de Identität, de
grod durch den Dialekt ziemlich stark geprägt werdn (Do bin i dahoam und do konn i redn, wia mia
da Schnobe gwachsen is!), ganz wichtig is. Zugleich woaß ma heid aufgrund neiasta Erkenntnisse
der Hirnforschung, daß dees zwoasprachige Aufwachsn in Mundart und Hochsprache de beste
Basis für a spaaderes Erlernen vo Fremdsprachn is.
Wia zerst scho amoi gsagt, miassn mia de junga Leid den Wert und den Stoiz auf unsa
Muaddasprach vermitteln. I bin a überzeigt, daß nur der, der woaß, wo er hikimmt, a woaß wo a
higeh soi.
Vo de Kinder, über de Eltern bis zu de Großeltern miaß ma olle mitanand mitnehma und dazua
bringa, daß wieda selbstbewußt boarisch redn. Wichtig erscheint ma dabei, daß ma uns dabei aber
immer auf unsa Gegenüber, dees hoaßt den Gesprächspartner und sei Vermögen, Dialekt zum
Versteh, eistoin miaßn, ohne uns sofort immer zu 100 % dem ozumbassn ‐ so wias heid ganz oft
bassiert.
Maanda, Irda, Migga, Pfinzda, Freida, Samsda, Sunnda. Das dees de oidboarischen Nama vo de
Wochadog san, wissen meistns nur no unsare Opas und Omas. Kenna Sie grod unsera junga Lesa no a
bor oide Ausdrück sogn, um dees schod is, wenns aussterbm daan?
Dees Verschwindn vo Ausdrücke hods scho immer gebm. I mechad nur oa Beispiel, warum dees so
is, oführn: Da Strukturwandel vo da Landwirtschaft (aa innerhoib der Landwirtschaft soiba) zur
Dienstleistungs‐ und Servicegesellschaft. Vui Tätigkeiten, de friaha selbstverständlich warn, gibts
heid nimma und damit verschwindt natürlich a da damit verbundene Wortschatz.
Wünschn daad i ma, daß ma vor allem wieda mehra auf unsa „süddeutsches Hochdeutsch“ achten.
Do san a boor Beispiele, de oregn soin dazua, drüba nachzumdenga, wia mia heid oft redn:
Bairisch | anstatt Hochdeutsch |
Beißzange / Beißzanga | Kneifzange |
bohren / bohrn | pulen |
Christkind / Christkindl | Weihnachtsmann |
einen Einser bekommen / an Oansa griagn | eine Eins bekomm` |
Freund, Spezi / Freind, Späzi | Kumpel |
gelbe Rüben / goibe Ruabm | Karotten, Möhren |
grantig | unwirsch |
Grüß Gott / Griaß Good | Guten Tag oder Tschüß |
gut (schmeckt gut) / guad | lecker |
Heiliger Abend / Heilger Ombd | heilich Abend |
ich gehe in die Kirche / i gäh in d‘ Kircha | ich gehe zur Kirche |
Kaminkehrer, Rauchfangkehrer | Schornsteinfeger |
Knödel / Knödl | Klöße |
narrisch | irre |
raufen / raffa | kloppen |
Reherl / Räherl | Pfifferlinge |
rote Rüben / Raana | rote Beete |
Samstag / Samsta | Sonnabend |
schaufeln / schaufeen | schippen |
Schuhbandl / Schuahbandl | Schnürsenkel3 |
Schwammerl / Schwammerl | Pilze |
Schweinsbraten / Schweinsbrodn | Schweinebraten |
Semmel / Semme | Brötchen |
spaßig | ulkig |
Wirtshaus | Kneipe |
zusperren / zuasperrn | zuschließen |
zwicken / zwicka | kneifen |
… usw.
„Nackert“: Mit dem auf boarisch gsungana Liad hättn de Musiker vo LaBrassBanda beinah den
deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest gwunna. De Zuschauer hods sauguad gfoin, de
Jury hod se aba ned draud de Buam nauf noch Schweden zum Schicka. S‘ Siegaliad vo Cascada werd
auf Englisch gsunga – aba vielleicht baßt des ja bessa zu Deitschland ois Boarisch. Schammt ma se bei
de Radio‐ und Fernsehsenda für seine Mundart‐Gruppn oder warum werd dort eigentli so wene
Boarische Pop‐Musi gspuit?
Dees wos i olles zu Boarisch gsagt hob, guit für mi a für deen Erhalt der deutschen Sprache.
Aufgrund vo da Globalisierung und da Mobilität werd bei da uns imma mehra Englisch gredt und is
imma mehra Englisch ‐ vor allem musikalisch ‐ medial zum Hearn. I glaab dees hängt zum oana
mit unsam deutschen Selbstbewußtsein und de zwoa verlorna Weltkriege zamm. Zum andern liegt
dees sicha aa am Kommerz der Musikbranche und de Fernseh‐ sowia Rundfunkanstalten. De
Unternehmen werdn heid knallhart gführt und dees „Benchmarking“, dees hoaßt da Vergleich mit
de Wettbewerbsender, spuid a ganz a große Roin. Do dazua keema na no de Einschaltquoten. I
glaab ned, daas ma se wega de Mundart‐Gruppn schammt. Um dees Lebensgfuih und de Mentaliät
vo uns Boarn wiedaspiagln zum Kerena, muaß ma bei uns geborn sei. Scho da Herbert Schneider, a
Münchner Turmschreiber, hod gschriebm, „Boarisch konnst ned lerna, ned studiern, im Herzn
drinna muaßt as spüarn. …“. Oft san hoid in de besagten Unternehmen Manager am Werk, de ned
vo do san und damit ‐ neba dem wirtschaftlichen Erfolgsdruck ‐ a nimma dees Gspür homm,
Bayern so zum Darstoin, wias de Menschn empfindn und liabm.
Sie selba san Volksmusikant, auf ehnam Facebook‐Auftritt sieght ma sie ois Hochzeitsloda in Tracht
mit am mit Bleame gschmücktn Rosenhoizstock in da Hand. Sans uns ned bääs – aba so stoid se da
Preiß woih a so an richtign Klischeebayern vor. Moi hochgstocha gfragt: Wo heard de Tradition auf,
wo fangt da Kitsch o? Is für an echtn Bayern d’ Ledahosn Pflicht oda langts, wenn a selbstbewusst
sein Dialekt in d’ Welt naus trogt?
Dees is jetzt scho ganz schee hart formuliert. Aba i hob koa Problem damit. I soiba waar üba 25
Jahr in ganz Europa unterwegs und siegh mi ned ois Klischeebayer. In meiner Jugendzeit war i ganz
überzeigt, daß jetzt kloanste Detail z.B. vo da Tracht bassn muaß. Spaada hob i dann a Phase
ghabt, wo i ma dengt hob, daas mei Volksmusi in da Jeans a ned schlechta klingt ois in da Tracht.
Durch dees vui Unterwegssei und dees Redn mit andere Europäer sowie durch de Gegenbesuche
vo deene bei uns in Bayern, hob i den Wert unsara Traditionen nomoia ganz a Stickal anders
erlebm derfa. Dees hod mi a dazua gführt, ganz stoiz wieda mei Tracht ‐ i sog eigentlich liaba „mei
Gwand“ ‐ ozumziagn und her umzoagn. Wissen muaß ma do dazua, daß sa se dobei um dees
absolute Festtagsgwand handelt, dees friahas und a heid no nur zu ganz besondere Anläße ozogn
wordn is ‐ und a Hochzeit is no amoi a so oana. Danebm spuit aba a no de Achtung dem Andern
gegenüba a große Roin: I ziagh mi für di bzw. dein Festanlaß schee o. Dees Gwand hod aba a vui
mit da eigana Persönlichkeit zum Doa: Der bin i, dees ziagh i o und in dem Gwand fuih i mi woih. I
moan fast, daß uns dees alles in unsara Zeit a bisserl abhandn keema is ‐ genauso wia aa de
Lebenstaktung. Damit moan i dees Lebm mit da Natur und dem Jahresablauf oder des Feiern der
kirchlichen und weltlichen Feste übers Jahr.
Zruck zum Keema zu Ihre Fragn glaab i, daß a jeda für sich soiba definiern muaß, wos für eam
Tradition und wos für eam Kitsch is. Für mia is Tradition ganz was Wichtiges, allerdings ned, daß
ma damit erstarrt, sondern daß de de Basis gibt, um sich zukünftig guad weiterentwickeln zum
Keena. Wenn i sog de Basis, dann moan i für mi damit de regionale Volkskultur, in der i groß wordn
bin und in der i durch des unterwegs sei mit de oidvorderen Protagonisten, vui vo deene hob lerna
derfa.
Für deen, der ned woaß, wos i mit Volkskultur moan, mecht i no sogn, daas domit de regionale
Volksmusi, da Volksgsang, da Volkstanz, des Gwand, de Sittn und Bräuche, de Baukultur und de
Mundart dazua ghearn.
In unsa immer mehre oberflächlich werdenden Welt, daad i mia wünschn, daas de Leid soiba
wieda mehra drüba Nachdenga, wos deanga und wias handeln. Und übrigens: Für mi ois echtn
Bayern ‐ Wos is eigentlich „echt“? ‐ is d’ Ledahosn koa Pflicht. Mia glangts, wenn jemand sein
Dialekt selbstbewusst in d’ Welt naus trogt. Wenn a dees duad, dann baßt a dees Andere.
Vergoids Good für dees Interview.
Automatisch umstellen
Sigi Bradl über die Zukunft des Dialekts / Volkskultur neu inszenieren
Von Verena Golling
Altomünster/Aichach – Früher zogen die Menschen als Jäger und Sammler durch die Gegend. Dialekte gab es damals nicht. Erst als sie sesshaft wurden, entwickelten die Menschen regionale Sprachen und Eigenheiten. Heute geht die Welt wieder zurück zur Mobilität – und der Dialekt bleibt auf der Strecke. Doch Sigi Bradl sieht die Chance, daran noch was zu ändern. Für ihn liegt die Zukunft des Dialekts im "automatischen Umstellen".
Der Altomünsterer Sigi Bradl ist Zweiter Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Bairschen Sprache und Dialekte. Bayernweit hat die Vereinigung 3000 Mitglieder und versucht auf verschiedenen Ebenen, die regionalen Dialekte zu erhalten und neu zu inszenieren. Der Verein arbeitet mit dem Kultusministerium zusammen, um Einfluss auf Lehrpläne zu nehmen, Lehrer und Kindergärtnerinnen fortzubilden. Ein Mundart-Wettbewerb an den bayerischen Grundschulen förderte tolle Ergebnisse zu Tage.
"Die jungen Menschen sind sehr interessiert, man muss sie nur abholen", meint Bradl. Auch er war in den Schulen unterwegs und hat in Sielenbach, Indersdorf und Schwabhausen Maifeste oder eine Maiandacht gestaltet. Dass dabei nicht immer alles nach seinem Ursprungsplan lief, war für Bradl kein Problem: "Was soll ich mit denen Marienlieder singen, wenn sie sie nicht verstehen? Die haben andere Fähigkeiten", berichtet er von den Schülern in Indersdorf. Die schrieben kuzerhand das Lied "Am Tag als Conny Kramer starb" auf einen ehemaligen Schulkameraden um, der gestorben war und Bradl übte es mit ihnen ein – unter der Bedingung, das er das zweite Lied aussuchen durfte. Am Ende sangen die Kinder auch die Marienlieder mit. "Wir müssen einen Zugang schaffen, etwas anbieten – nehmen müssen es die jungen Leute selber", ist Bradl überzeugt.
Die Kinder seien von der Konsumwelt bestens versorgt, nur rede man nicht mehr viel mit ihnen. "Die können mit Begriffen oft nichts anfangen, sie wissen nicht wo Schmalzgebäck herkommt. Wenn man es ihnen aber erklärt, sind sie total interessiert", so Bradls Erfahrungen. Mit 120 Prozent Traditionellem draufzugehen bringe nichts: "Man muss ihnen Raumgeben, sich selber einzubringen – und Dialekt und Volkskultur neu inszenieren."
Neben den Schulbesuchen ist der Verein für die Förderung des Dialekts auch dabei, Handwerkszeug zu schaffen, um den Dialekt in die Familien, Schulen und Kindergärten zu bringen. Doch allein über die Sprachschiene werde es nicht klappen, meint Bradl. Die Lösung liege im Gesamtpaket: Zusammen mit Gesang, Musik, Brauchtum und Tanz könne man auch den Wert, der im Dialekt steckt gut verkaufen – verbunden mit Spaß und Freude. Im Mittelpunkt steht dann die Frage nach der regionalen Identität.
Denn auch die ist laut Bradl in Gefahr. Die Einflüsse der Großräume sind gewaltig: "Ich versteh nicht, warum wir uns so stark verbiegen lassen". Kirchenglocken oder der krähende Gockel stören plötzlich und müssen Ruhe geben. Auch die Einheimischen müssten sich an der Nase packen, meint Bradl – man tue zu wenig, um die Zugezogenen zu integrieren. Dabei propagiert er kein stures "mir san mir", sondern fordert ein beiderseitiges Verständnis. "Jeder Kulturraum ist wertvoll".
So sei es auch mit dem Dialekt. Der ist dann hinderlich, wenn man den anderen nicht mehr versteht. "Man sollte ihn situativ und personenbezogen verwenden, und sich umstellen können – dann gibt es auch eine Chance, ihn vor dem Aussterben zu bewahren", ist Bradl sicher. Dass junge Leute wieder in Tracht auf Volksfeste gehen wertet Bradl als einen Trend pro Volkskultur – man müsse nur aufpassen, dass er nicht zur Marketingmasche verkommt. Um die jungen Leute wieder für den Dialekt zu begeistern, ist der Verein auch im Internet aktiv. Seine Seite wurde überarbeitet und bald soll auch auf Facebook Bairisch gesprochen werden.
Doch nicht nur der Verein zur Förderung der Bairischen Sprache und Dialekte ist im Netz aktiv: Im World Wide Web ist eine Boarische Wikipedia zu finden, und teilweise gibt es Einträge, die in Mundart geschrieben sind: "Affing is a Gmoa im Landkreis Aichach-Friedberg. Sie liegt damit im Regierungsbezirk Schwååm, trotzdem ghert de Gmoa zum boarischn Sprachraum." Und das soll auch in Zukunft so bleiben.
Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte ist im Internet unter www.fbsd.de zu finden.
Mundart in vielen Schulen verwurzelt – Auch Migranten sprechen Altbairisch
Jury bewertet Beiträge von Grundschülern zum Dialektwettbewerb –Vier Bezirkssieger ermittelt – Minister Spaenle: Dialekt schafft Bezugder Kinder zu ihrem Kulturraum
MÜNCHEN. Mundart gehört nach wie vor zum Alltag an vielen bayerischenGrundschulen und ist auch im Lehrplan verankert. Und viele der Mädchen undJungen freuen sich an ihrer Tracht – gerade wenn sie Lieder in Mundart zumBesten geben und heimatliche Tänze präsentieren. Dies war ein Ergebnis desMundArt-Wettbewerbs „higschaugt – zug'horcht – mitgschwätzt". Ausgeschriebenhatte ihn das Bayerische Kultusministerium zusammen mit dem FördervereinBayerische Sprache und Dialekte e.V. Die sechsköpfige Jury hat nundie Sieger aus den Einsendungen aus vier Regierungsbezirken ermittelt.Schirmherr war Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle und der schätztMundart und Tracht sehr: „Der Dialekt schafft einen besonderen Bezug der Kinderzum eigenen Kulturraum und zu den Menschen, die darin leben. Die Geschichteder Menschen in ihrer Region vermittelt Identität gerade angesichts derGlobalisierung. Heimatverbundenheit und Weltoffenheit gehören für mich zusammen",so Staatsminister Spaenle.
„Max und Moritz" lieferte die Vorlage für die AG Mundart der Grundschule Bergam Laim in München – und zwar für ein Hörspiel in Altbairisch. Kinder mit Migrationshintergrundwaren hier genauso begeistert bei der Sache wie alle anderen.Ihr Lohn: Der 1. Preis für den Regierungsbezirk Oberbayern wurde ihnen zuteil –und damit die Eintrittskarte für einen Besuch in den Studios des BayerischenRundfunks. Begeistert äußerte sich ein Jurymitglied: „Auch Klassen mit einemAnteil von 70 Prozent an Kindern aus Zuwandererfamilien sprechen Mundart imAlltag. Hier findet Dialektförderung in der angeblich mundartfreien Zone Münchenstatt."
Schwäbisch spannte die Brücke zwischen Jung und Alt und vom Schulchor derGrundschule Waldstetten über die Kreisheimatstube Stoffenried zur ChorgemeinschaftWaldstetten. „G'schupfte Nudla" wurden nicht nur mit sichtbarer Begeisterungbesungen, sondern zum Schluss auch mit großem Appetit verspeist.Die Buben und Mädchen bekamen damit den Zuschlag als Sieger aus Schwabenund damit das Ticket für einen Blick hinter die Kulissen der Medienprofis in derLandeshauptstadt.
„Hia zou, i verzöh da wos", dazu forderten Erstklässler aus der Oberpfalz dieJurymitglieder auf. Die Jury schaute hin, was sich die kleinsten an der GrundschuleDeining in der Oberpfalz als Rätsel in Mundart ausgedacht und auf DVDaufgezeichnet hatten. Die ABC-Schützen verpackten verschiedene Begriffe inmundartlichen Rätseln und lösten sie in bunten Bildern und Liedern auf. Der Jurygefiel's, Platz 1 in der Oberpfalz war den jungen Deiningern gewiss.„Mia san ma Niedabayern", unter diesem Motto offerierten die Viertklässler ausdem niederbayerischen Perkam einen dreiteiligen Wettbewerbsbeitrag rund umSprachspiele, Geschichten und Lieder aus dem Südosten Bayerns. Für ihr Talentdürfen sich die Grundschüler der 4. Klasse nun auf einen spannenden Tag inMünchen freuen.
Das vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte mit angestoßene Projekt,das vom Bayerischen Rundfunk unterstützt wurde, wird bei den Grundschülernweiteres Interesse für die regionale Mundart und für ihre heimatliche Umgebungwecken, ist sich Minister Spaenle zuversichtlich. Die Beiträge der Gewinner, dieauf der Homepage des Ministeriums eingestellt werden, werden einen Einblick indie Kreativität und Lebendigkeit des Unterrichts an bayerischen Grundschulengeben. Für die Jury steht fest: Die Beispiele dienen sicher auch als Anregung fürmundartbegeisterte Nachahmer.
Dr. Ludwig Unger, Pressesprecher, verantw.
Sylvie Schnaubelt, Zweite Realschulkonrektorin, Stellv. Pressesprecherin
Marion Rüller, Oberstudienrätin, Stellv. Pressesprecherin
Birger Nemitz, Sprecher
E-Mail:
Internet: www.km.bayern.de
Sekretariat: Tel. 089-2186 2106; Telefax; 089-2186 2881
Salvatorstraße 2 · 80333 München
Erster MundArt-Wettbewerb an bayerischen Grundschulen
Bayerisches Kultusministerium und Förderverein Bairische Sprache und Dialekte schreiben erstmals MundArt-Wettbewerb an Grundschulen aus – Schirmherr Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle – 21. Februar Tag der Muttersprache
MÜNCHEN. Um die Dialekte in Bayern erfahrbar zu machen und zu pflegen, startet das Bayerische Kultusministerium gemeinsam mit dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte an den Grundschulen in Bayern den MundArt-Wettbewerb „higschaugt – zug`horcht – mitgschwätzt“. Schirmherr ist Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle.
„Der Dialekt schafft einen besonderen Bezug der Kinder zum eigenen Kulturraum und zu den Menschen, die darin leben“, so Staatsminister Spaenle.
Schüler und Schulklassen sind aufgerufen, ihren heimatlichen Dialekt in kreativer Art und Weise darzustellen. Erwartet werden Musik- und Textbeiträge in Altbayerisch, Fränkisch, Schwäbisch usw., aber auch schauspielerische und künstlerische Werke sind erwünscht. Die Arbeiten sollen bis zum 15. April 2011 eingereicht werden. Die Bewertung der Beiträge erfolgt Mitte Mai durch eine mundartkompetente Fachjury. Auf die Gewinner warten Sonderführungen durch die Hörfunkstudios des Bayerischen Rundfunks in München mit Brotzeit und kleinen Geschenken.
Das Startsignal wird zum 21. Februar gegeben, dem „Internationalen Tag der Muttersprache“.
Seit dem Jahr 2000 wird weltweit jährlich am 21. Februar der „Internationale Tag der Muttersprache“ begangen, basierend auf einem Aufruf der UNESCO vom November 1999 zur Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit.
Das vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte angestoßene Projekt, das vom Bayerischen Rundfunk unterstützt wird, soll bei den Grundschülern Interesse für die regionale Mundart und für ihre heimatliche Umgebung wecken. Nach Überzeugung der Verantwortlichen gibt die Förderung der Mundart der jungen Generation die Gelegenheit, überlieferte heimatliche Begriffe und deren Herkunft und Bedeutung kennen zu lernen sowie regionale Identität zu erfahren.
Sprachliche Bezugspunkte zu kultureller Entwicklung und wertvollem historischen Wissen bleiben dadurch für folgende Generationen erhalten. An die Eltern und Lehrer appellieren die Initiatoren, das für die Sprachausbildung der Kinder vorteilhafte Nebeneinander von Schriftdeutsch und Dialektsprache zu unterstützen, um das sprachliche Register sowie die Ausdrucksvielfalt der Kinder positiv zu erweitern.
Dr. Ludwig Unger, Pressesprecher, verantw.
Sylvie Schnaubelt, Zweite Realschulkonrektorin, Stellv. Pressesprecherin
Marion Rüller, Oberstudienrätin, Stellv. Pressesprecherin
Birger Nemitz, Sprecher
E-Mail:
Internet: www.km.bayern.de
Sekretariat: Tel. 089-2186 2106; Telefax; 089-2186 2881
Salvatorstraße 2 · 80333 München
«Förderverein auf „Missionsreise“ in Baar»
Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V. setzt sich in besonderem Maße für den Erhalt der bairischen Sprache
Baar-Ebenhausen – Nachdem die "bairische" Sprache ist den Kindergärten und Schulen, Rundfunk und Fernsehen, Beruf und Freizeit immer mehr verdrängt werde und das Sterben der Mundarten ein bedrohliches Ausmaß erreicht habe, setzt sich der "Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V." in besonderem Maße für den Erhalt der bairischen Sprache als "unser ältestes und edelstes Kulturgut" ein, wobei Bairisch auch als Muttersprache in Österreich und Südtirol geredet wird. "Wir müssen unsere mehr als 1 000 Jahre alte Sprache und unsere gewachsene Kultur schützen, pflegen und bewahren. Vor allem Kinder, ob einheimisch, zugezogen oder ausländischer Herkunft, müssen erfahren und erleben, auf welchem Boden der Tradition und Sprache sie heranwachsen", so der Förderverein, der daher in zwangloser Reihenfolge in Gasthäusern der Region "Boarische Musikanten- und Mundart-Schdammdisch" veranstaltet, um der Bevölkerung bairische Mundart, Volksmusik und Liedgut wieder näher zu bringen.
Am Samstag war wieder einmal Baar an der Reihe, wohin Vorsitzender Gerhard Huber zum "2. Boarischen Musikanten- und Mundartschdammdisch" im Gasthaus "Alter Wirt" eingeladen hatte. Organisiert hatte den Abend Katharina Radlmeier, deren Repertoire an bairischen Verserln und Geschichten unerschöpflich zu sein scheint. Unterstützt wurde sie dabei von Uschi Kufer und Alois Hell aus Pfaffenhofen und Albert Lönner aus Steinkirchen, dazu Simbert Witti mit Auszügen aus der "Baierischen Weltgeschicht" von Michl Ehbauer. Musikalisch gestaltet wurde der Abend vom Frauendreigsang "Chrinaliese" aus dem Amper-Glonn-Ilmtal und den Baarer "Notentratzern" mit einer Hörprobe über eine Reihe unterschiedlicher Instrumentalbesetzungen.